Der Mist mit dem "ich will nur das Beste für...!"

Ist es wirklich gut, wenn die Kinder die Eltern als Freunde sehen oder sollten wir anfangen die Realität zu zeigen und Kinder eher zu unterstützen als sie zu nur zu schützen?

Ja, ich stelle Eltern unangenehme Fragen, denn ich erlebe in meinen Seminaren Azubis und Erstsemester, die sehr enttäuscht von Eltern sprechen und mich fragen: “Warum haben mir das meine Eltern nicht bei gebracht?!

Und ich kann
nur Antworten: Weil sie vielleicht nur das vermeintlich beste für DICH wollten! Verzeih
ihnen und gib nun Gas für Dein eigenes Leben!

Der Mist mit dem „ich will doch nur das Beste…!“

Mein Sohn ist im Februar bei uns ausgezogen. Meine Tochter
leidet sehr darunter. Viele im Freundes und Familienkreis haben dies schon
vorausgesehen und auch mir war das selbstverständlich bewusst und plötzlich gab
es für mich einige Aussagen und  Situationen und ja, wir haben darüber gesprochen aber um meine Tochter zu schützen möchte ich nicht meinen Sohn aufhalten! Die Realität ist genau das. Der Bruder zieht aus und ja uns geht es schlecht damit aber wir bleiben verbunden und wir sind immer noch eine Familie.

Ja, klar möchte auch ich für meine Kinder nur das Beste, dennoch ist für mich das Beste nicht, das, was es für viele in meinem Freundeskreis
ist. Ja, ich konfrontiere meine Kinder mit dem Leben, mit dem Miteinander und mit der Tatsache, dass man für Dinge etwas geben oder leisten muss und man
nicht nur konsumieren und wünschen kann. Es gibt Trauriges, Lustiges, Spannendes, Langweiliges, Aufregendes und vieles mehr, es gibt nicht nur: Ich übernehme das für Dich!

Was im Klartext bedeutete, dass meine Kinder seit dem 4.Lebensjahr helfen müssen und zwar immer entsprechend dem Alter. Kurzes
Beispiel: Spülmaschine ausräumen: mit 4 Jahren: erst das Besteck mit Hilfe und Ansage was man beachten muss, dann immer mehr und mehr, am Ende musste jeder im Wechsel den ganzen Geschirrspüler ausräumen. Ab dem 10. Lebensjahr war klar man muss für die Ordnung in
sein Zimmer sorgen und zwar nicht: ja Pech wenn es dreckig ist sondern: Regel:es muss einmal in der Woche so aufgeräumt sein, dass ich als Mutter zufrieden
bin und ja, ich habe den Kinder gelernt: wie man saugt, wie man staubwischt,wie man Fenster putzt und auch wie man ausmistet und aufräumt. JA, das habe ich
meinen Kinder beigebracht, denn ich bin nicht davon ausgegangen, dass man das plötzlich mit 15 oder 16 Jahren kann.

Außerdem haben meine Kinder gelernt Verantwortung für das eigene Tun zu übernehmen und zu lernen, wie man sich in welcher Situation
richtig verhält und wie man auf Mensch zugehen kann, damit man Respekt zeigt und bekommt. Konsequenzen gab es dann, wenn etwas klar ausgesprochen war und nicht eingehalten wurde.

Es gibt klare Regeln, klare Erklärungen dazu und viel Liebe und Verständnis. Was es nie gab war, dass wenn wir etwas ausgemacht haben, dass
das dann nicht eingehalten wurde, es ist Verlass auf uns auf das was gesagt wird, egal ob positiv oder negativ.

Nun erlebe ich eine neue schöne Welt in der junge Erwachsene, oder Teenager verwundert sind, wenn sie putzen sollen, wenn sie sich
überlegen sollen wie das dem eigenen Lebensunterhalt ist und wie wohl der Führerschein bezahlt werden wird.

Mich hat das sehr verwundert, bis ich mitbekommen habe, dass diese jungen Menschen bisher für nichts etwas tun mussten. Es gab alles was
möglich war mit der „Aussage“ ach die sind ja noch Kinder…

Ich finde es erschreckend, wenn ein Kind alles bekommen,ohne, dass der Wert der Leistung oder des Produktes klar ist. Es gibt so viele schöne Gelegenheiten
Kinder ohne Gegenleistung zu beschenken. Geburtstage, Weihnachten, Ostern… Aber ich erlebe immer mehr, dass Kinder ohne Grund vieles Bekommen und nicht mehr helfen müssen. Kein 5 jähriges Kind in meinem Bekanntenkreis muss im Haushalt ein wenig helfen, kein Teenager in meinem Bekanntenkreis wird mit der Tatsache konfrontiert, dass Leben Geld kostet und, dass man für sich einstehen muss und man sich selbst kümmern muss, denn als Kind gab
es alles frei Haus, egal wann und wo man war und plötzlich als neuer Erwachsener soll man dann wie auf Knopfdruck wissen wie viel Leben kostet, wie man versichert ist, wie putzt man das Klo oder ein Fenster putzt, was man beim Treppenhausdienst macht und wie man Müll trennt…

Warum denken wir, dass Kinder lernen das Leben zu meistern ohne, dass sie es je lernen durften was Leben ist?

Ist es wirklich toll, dass man Kinder nie mit Realitäten konfrontiert? Ist es gut, wenn Kinder alles bekommen und jeder Wunsch erfüllt wird und sich selbst als Eltern dagegen keinen mehr? Ist es sinnvoll das Kind in Watte zu packen und ihm alles ab zu nehmen?

Und wenn JA:

Ist es dann fair, wenn wir die neuen Azubis und Erstsemester beschimpfen und sagen, dass sie nichts mehr können und nichts mehr leisten?